Vor sieben Jahren haben Serge F1JSR
und ich den ersten Distanz Weltrekord im 10 GHz-Band zwischen dem Pic du
Midi (Mont Blanc) und dem le Puy de Dôme über eine Distanz von 303 km
aufgestellt. Drei Jahre später wurde der Rekord von F6CGB und F1NSU auf
560 km erhöht. 1996 haben wir eine Verbindung über 592 km Korsika und
Spanien getätigt, die 1997 durch eine Verbindung über 701 km zwischen
Südspanien und der Region Toulon und 1998 durch eine über 821 km
zwischen Südspanien und Korsika überboten wurde. In diesem Jahr haben
wir die Barriere von 1000 km überschritten mit einer zweiweg Verbindung
über eine Distanz von 1027 km zwischen dem Golf de Gênes (Carrara) und
Südspanien (Monte Pego), diesmal unterstützt durch F1AAM.
Am Donnerstag den 17. Juni 1999,
gegen 0730h, konnte die Verbindung zwischen EA5/F1AAM und I5/HB9AFO
hergestellt werden. Die Sprachverbindung im 145 MHz-Band wurde um 0600 h
mit einer Signalqualität von 59+ hergestellt, ganz im Gegensatz zu den
vorangegangen Tagen wo die Sprachverbindung nur knapp über dem Rauschen
hörbar war, trotz den starken eingesetzten Mitteln (200 Watt
Sendeleistung an einer 11 Element Yagi Antenne). Nach einigen
Einstellungen an der 10 GHz Funkausrüstung konnte das Testbild von
HB9AFO in Spanien empfangen werden, mit stark schwankendem Signal, das
bis zur Signalqualität B5 anstieg. Dasselbe konnte in der Gegenrichtung
bis zu einer maximalen Signalqualität von B4 wiederholt werden, mit der
Zeit aber immer schwächer werdend. Der langsame Niedergang der Amplitude
und die Aenderung der Frequenz der Signalschwankungen lässt vermuten,
dass die Ausbreitung danach bald zusammenfiel. Andererseits wären
vermutlich früher am Morgen noch bessere Bedingungen anzutreffen gewesen
wären. Die nächsten Tage haben wir jede Nachtstunde und am frühen Morgen
erfolglos versucht die Verbindung zu wiederholen.

von l. nach r.: Mauro IK1WVQ, Charly HB9ADJ, Michel HB9AFO
Karte- und Wetter Studium vor Bandöffnung
In Spanien (IM98XU, 220 m ü M) wurde
Jean-Pierre F1AAM von Jean-Claude F5BUU begleitet, die italienische
Mannschaft (JN54BC, 1320 m ü M) bestand aus Mauro IK1WVQ, Charly HB9ADJ
und mir Michel HB9AFO. Jede Mannschaft benutzte Parabolantennen mit 1 m
Durchmesser und Wanderfeldröhren (TWT) mit 12 W Ausgangsleistung.
Diverse Empfangssysteme wurden auf beiden Seiten verwendet, um die
Signale zu finden (automatische Empfänger, Scanner und Spektrum
Analyzers).
Schwierigkeiten
Nach einer Woche quasi ununterbrochenen Versuchen (ausser am Tag, wo
keine Ausbreitung im 10 GHz-Band möglich ist) waren nur etwa 20 Minuten
geblieben, die unseren Aufwand belohnten. Was ist nun die Schwierigkeit
eines solchen Unterfangens? Man könnte sich vorstellen, dass es genügt
die Antennen auszurichten und auf die guten Ausbreitungsbedingungen zu
warten. Es ist aber schon etwas schwieriger. Einersatz muss man sicher
sein, dass die Antennen richtig ausgerichtet sind (mit GPS und
Satelliten-Fernsehen berechnet), dass die Frequenz im 10 GHz-Band stimmt
und dass genügend Ausgangsleistung vorhanden ist. Die Höhe über dem Meer
muss auch stimmen, damit die Ausbreitung über das Wasser klappt. Dann
muss eine Sprechverbindung aufrecht erhalten werden, was über eine
Distanz von über 1000 km auch schon etwas schwierig ist, damit klar ist,
wer wann sendet und wer hört. Dann kämpft man gegen Störungen aller Art
auf dem 145 MHz Band (dort ist ein riesen Puff) und auf dem 10 GHz-Band
(die Situation dieses Bandes ist ist nicht vergleichbar mit der Stille,
die anderswo herrscht: in Italien ist nur der Bereich 10,450 ..10,500
GHz dem Amateurfunk zugeordnet, der Rest ist voll kommerzieller TV
Links). Weitere Einflüsse sind die Nachbarn, die sich über den Lärm des
Stromaggregats beklagen und die, die uns hassen, bis wir ihnen ihre
Antenne besser installieren, der Regen, der Wind, die Kälte, die
Ernährung (Mauro erinnerte sich an die Pépéronade, die er just vor der
Nachtarbeit gegessen hatte ..), die Müdigkeit, die Auf- und Abbauarbeit
der Antennen für jede längere Pause, die Materialdefekte (nicht schlimm,
da wir alles doppelt hatten), die Unterkunft auf dem Berg, die ihre
Türen zwischen 22 h und 6 h geschlossen hielt und die uns zu Indiner-Schleichtouren
trieb, damit wir wann wir wollten draussen oder drinnen sein konnten,
usw. .. Eine ausgiebige Planung ist also unumgänglich, mit vielen
Uebungen betreffend Umgang mit dem Material um es schliesslich in der
Nacht effektiv nutzen zu können, unter Wind- und Regeneinfluss, ohne
Licht und mit mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt .. Eine
genaue Kenntnis der Umgebung ist auch sehr nützlich aber offensichtlich
ist das nicht immer möglich.
Zusammenfassung
Die Distanz weiter zu erhöhen wird schwierig, weil es im nördlichen
Mittelmeerraum keine entsprechenden Möglichkeiten gibt. Somit müsste man
am Südufer operieren, was aber bis zu 6000 km Fahrweg bedeutet (zuviel
Gewicht, um das Flugzeug benutzen zu können). Die verwendeten
Apperaturen erscheinen uns geeignet, um noch grössere Entfernungen zu
überbrücken. Die Anlage für die Sprechverbindung können wir noch
verbessern (schnellere Antennenmontage). Die Energieerzeugung könnte
auch überarbeitet werden, mit dem Ziel, kurzzeitig mit Batterien zu
arbeiten, trotz den Wanderfeldröhren (um auch in bevölkertem Gebiet
kurze Versuche machen zu können).
Die faktische Möglichkeit, Jahr für Jahr die Distanz etwas zu erhöhen,
eröffnet jedem die Möglichkeit, in den Wettkampf einzusteigen und sein
Glück zu versuchen. Das schlimmste wäre, wenn eine Ueberbrückung von
2000 km auf Anhieb gelingen würde, was eine weitere Verbesserung fast
verunmöglichen würde (das war 1994 im 435 MHz-Band passiert, mit einem
Sprechverbindungswelrekord über 4041 km zwischen Hawaii und Kalifornien).
Es ist schon wahr: die momentane Messlate liegt bereits hoch und im
nächsten Jahr wird es sehr schwierig. Erinnern wir uns, dass der Rekord
mit schmalbandigen Betriebsarten im 10 GHZ-Band 1911 km beträgt (im
Jahre 1994 in der Wüste von Australien erreicht). Es ist schon
fantastisch, die halbe Distanz mit einem Handicap von 30 dB (Fernsehen
belegt die tausendfache Bandbreite von schmalbandiger SSB Modulation) zu
erreichen.
Brechen wir auf zu neuen Abendteuern!
Michel Vonlanthen HB9AFO
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